Zwischen Trennung und Hitzewallung: Die besten Exit-Strategien

Eine Trennung kann auch in der Mitte des Lebens große Krisen auslösen. Mit den richtigen Strategien allerdings kann man sich neu ordnen und zu frischer Kraft finden.

Eine Zeit des Umbruchs wird durch die Wechseljahre eingeläutet. Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme – der Körper verändert sich. Besonders schwierig wird es, wenn die Beziehung scheitert und die Partnerschaft zu Ende geht. Schließlich zählen Trennungen zu den schlimmsten Lebenskrisen. In jedem Alter.

Mit Mitte 30 z.B., wenn unsere Chancen auf Familiengründung geringer werden. Da ist die Angst groß, keine Kinder mehr bekommen zu können. Nie eine Familie zu haben. Mit 45 Plus ist die Familienarbeit mehrheitlich schon geleistet. Die Kinder sind schon älter oder bereits aus dem Haus. Zurück bleibt man selbst – in einer Partnerschaft, in der es schon lange keine wirkliche Nähe und Intimität gab.

Doch die Aussicht auf ein Leben allein, die Vorstellung, im hohen Alter zu vereinsamen, ist schwer zu ertragen und lässt viele an der Beziehung festhalten. „Wenn man unglücklich lebt, gewöhnt man sich daran. Es wird zur Normalität.“ Sätze wie diese höre ich oft in meiner Praxis. Dahinter stecken Existenzängste und Angst vor der eigenen Courage, denn eine Trennung heißt Abschied nehmen von Gewohntem. Veränderungen machen immer Angst, weil die Zukunft ungewiss ist.

Dazu kommt: Nur sehr wenige Frauen sind finanziell völlig unabhängig nach einer Trennung. Finanzielle Unsicherheit trübt in jedem Fall die Zuversicht. Aus Angst vor dem Alleinsein bleiben viele Frauen in unglücklichen Beziehungen. Manche schaffen es, sich zu befreien, andere werden verlassen. Vielleicht sogar wegen einer jüngeren Frau. Das tut besonders weh, denn in der Mitte unseres Lebens realisieren wir oft schmerzlich, dass unser „Verführungskapital“ nicht mehr ganz so zieht.

Beziehungsaus in der Lebensmitte: Auf zu neuen Ufern

Aber wir sind mehr, als unser Aussehen und wir sind mehr, als nur Hormone. Mehr als ein Körper, der sich verändert. Was wir an Muskelmasse und Knochendichte langsam verlieren, haben wir an Lebenserfahrung gewonnen. Das klingt zunächst vielleicht wenig tröstlich, aber gehen mit der Reife durch Lebenserfahrung nicht wunderbare entlastende psychische Entwicklungen einher? Sprechen nicht viele Frauen von einem stabileren Selbstwertgefühl, von mehr Gelassenheit im Umgang mit Konflikten?

Nachdem wir unsere Bedürfnisse jahrelang hintenangestellt haben und für Partner und Kinder da waren, sind viele von uns ziemlich ausgelaugt. Diese Defizite wollen wieder ausgeglichen werden. Jetzt oder nie! Das Beziehungsaus in der Lebensmitte ist zwar ein beträchtlicher Einschnitt in unserem Leben, aber bietet uns auch neue Möglichkeiten.  

Es geht jetzt endlich nur um dich

„Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer wundervollen Romanze“ – Oscar Wilde hatte damit völlig recht. Stelle deine Bedürfnisse an erste Stelle und gehe sorgsam mit dir um! Und vergiss nicht, dass auch deine Hormone gerade verrückt spielen und für das ein oder andere Stimmungstief verantwortlich sind.

Jetzt ist es umso wichtiger, sich liebevoll um Körper und Geist zu kümmern. Dazu gehört alles, was dir guttut. Bestimme deine Energietankstellen. Mach’ etwas, das du immer schon tun wolltest und wegen dem Ex-Partner nie gemacht hast. Übe dich in Dankbarkeit. Es gibt mit Sicherheit auch Lebensbereiche, die gut sind. Wenn du dich immer wieder bewusst auf die positiven Aspekte deines Lebens fokussierst, wirst du den Schmerz schneller los und spürst neue Lebensenergie. Führe dir vor Augen, dass noch Vieles möglich ist. Du befindest dich in der Lebensmitte, das ist nicht das Ende!

Mache eine Bestandsaufnahme

Betrachte deine Ex-Beziehung kritisch und analysiere sie nüchtern. Dabei stelle dir folgende Reflexionsfragen:

  • Was habe ich in unserer Partnerschaft am meisten vermisst?
  • Worüber haben wir uns am häufigsten gestritten?
  • Was für eine Frau war ich, als wir uns kennenlernten?
  • Was ist von dieser Frau in unserer Partnerschaft übriggeblieben?
  • Was für eine Frau möchte ich (wieder) sein?

Diese Übung hilft dir bei deiner Bestandsaufnahme und führt dich unweigerlich dazu, deine Ziele zu definieren.

Plane deine Zukunft

Im Anschluss an die Bestandsaufnahme geht es darum, sich die eigene Zukunft auszumalen. Dabei helfen dir folgende Fragen, deinen Weg zu finden:

  • Was will ich wirklich? Welche Hoffnungen und Wünsche habe ich?
  • Wie stell ich mir meine Zukunft vor?
  • Wenn ich nicht scheitern könnte, was würde ich tun?

Neben diesen Fragen, die du dir stellst, plane „freudige Aktivitäten“, die du z.B. in einer bestimmten Farbe in den Kalender einträgst. Wir brauchen besonders in Krisenzeiten die Aussicht auf Dinge, die uns Freude bereiten.

Tu aktiv was gegen Einsamkeitsgefühle

Du bist gerade ausgezogen und findest dich in einer fremden und neuen Wohnung wieder? Stell dich bei deinen Nachbarn vor und lade sie auf eine Tasse Kaffee ein.

Die erste Nacht allein? Schmeiß’ eine Pyjama Party mit deinen besten Freundinnen – auch wenn dir nicht nach Feiern zumute ist, tut es deiner Seele gut. Freundinnen sind großartig und wichtig. Sie an deiner Seite zu haben sowieso. Aber belaste deine Lieben nicht mit deinem Ärger oder der Trauer über deinen Verlust. Natürlich willst und kannst du mit Ihnen darüber sprechen, aber lass auch andere Themen zu. Freundinnen sind zum Leben da! Mach schöne Dinge, die man eben nur mit den liebsten Freundinnen macht und genieße ihre Gesellschaft.

Hol dir professionelle Unterstützung

Ein Coaching oder eine Therapie kann sehr nützlich sein, um den Trennungsprozess in eine positive Richtung zu lenken. In dieser Umbruchszeit stehen viele Beziehungen auf dem Prüfstand. Der Blick von außen hilft, alte Beziehungsmuster zu erkennen und neue Strategien für ein „Leben danach“ zu entwickeln. Lass dich unterstützen, du musst nicht alles allein machen. Eine Trennung kann ungeahnte Lebensenergie und die Freude an der eigenen Unabhängigkeit wecken. Für viele Frauen aus meiner Praxis bedeutet das Beziehungsaus nach den anfänglichen Schwierigkeiten vor allem Durchbruch in Richtung Erfolg, Selbstbestimmung und Glück.

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Sabrina Limbeck

Sabrina Limbeck

Dipl. psycholog. Beraterin (DPSB), Lebens- und Sozialberaterin

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